Luftschutzkeller und meine Gedanken dazu: Unsere Reise in die Ukraine/Czernowitz

Rechtzeitig vor Beginn des Schuljahres haben Samuel Huber-Huber, Noah Huber-Huber und ich erfolgreich eine Reihe von notwendigen Dingen wie Schultaschen, Spielzeug, Schulbedarf und Hygieneartikel nach Czernowitz in der Ukraine transportiert. 

Vor Ort erhielten wir wertvolle Unterstützung von der Organisation „New Family“, wo wir von Tanya Berezhnaya, der Leiterin, herzlich empfangen wurden. Tanya nahm uns freundlicherweise mit auf einen Rundgang durch ihre verschiedenen Einrichtungen in der Stadt und zeigte uns die breite Palette an Dienstleistungen, die sie im Bereich der Sozialarbeit anbieten. Zu ihren Schwerpunkten gehören die Betreuung von Drogenabhängigen, die Unterstützung junger Menschen, die auf der Straße leben, und die Durchführung von Suchtpräventionsprogrammen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen das Wohlergehen des Einzelnen und seine Gesundheit. 

Tanyas Netzwerk in der Stadt ist umfangreich und vielfältig, und sie half uns, den Kontakt zu der jüdischen Schule wiederherzustellen, die wir bereits in vergangenen Jahren unterstützt hatten. Das letzte Mal, dass wir diese Schule mit Hilfsgütern versorgt hatten, war vor etwa zehn Jahren. 

Bei unserer Ankunft begrüßte uns die Schulleiterin herzlich und teilte uns einige wichtige Informationen mit. Sie erzählte uns, dass die Schule renoviert werden musste, um die Sicherheit der Schüler zu gewährleisten, und um überhaupt wieder Präsenzunterricht anzubieten –  unter anderem durch den Bau eines Luftschutzbunkers.

Als wir in den Keller hinabstiegen, hatte ich ein unwohles Gefühl: Der Gedanke, dass in nur wenigen Wochen Kinder – möglicherweise Erstklässler – in diesem Raum sitzen müssen, um sich vor Raketenangriffen zu schützen, während sie versuchen, sich auf ihren Unterricht zu konzentrieren, ist wirklich traurig. Um diese schwierige Situation zu lindern, haben wir auch batteriebetriebene Lampen mitgebracht. Diese Lampen werden es den Schülern ermöglichen, auch bei Stromausfall in schwach beleuchteten Klassenzimmern weiter zu lernen, oder sich zumindest sehen zu können und einander beizustehen.

Die Reise selbst verlief gut, wie geplant brauchten wir etwa 13 Stunden bis zur Grenze, wir verbrachten eine gute Nacht in Radauti – noch in Rumänien –  und waren am nächsten Morgen recht früh an der Grenze zur Ukraine. Die Einreiseformalitäten dauerten etwas länger und wir mussten über 2 Stunden warten. Auf der etwa einstündigen Fahrt nach Czernowitz fuhren wir durch einige Dörfer und das Leben schien ganz normal weiterzugehen. Erst wenn man genauer hinschaute, sah man verbarrikadierte Kellerfenster und Türen.  Czernowitz selbst war zum Glück noch nicht von Raketenangriffen betroffen, aber wenige Tage zuvor hatte es in der Region einige Angriffe gegeben – auch in Czernowitz gingen nachts die Sirenen los und die Menschen flüchteten in ihre Schutzkeller.

Auf jeden Fall sind wir in Gedanken bei unseren Freunden und Bekannten vor Ort und hoffen, dass kein Kind der jüdischen Schule jemals in den Luftschutzkeller gehen muss, um dort während eines Angriff zu lernen.

Vielen Dank an dieser Stelle für die tolle Unterstützung von vielen Einzelnen und für die brauchbaren und großzügigen Spenden, durch die es erst möglich gemacht wird, dass wir vor Ort Hilfe leisten können!